Therapiebegleitende Anwendung zur Behandlung von Sozialer Angststörung
Überblick
Rahmen
Forschungsprojekt im Masterstudium Medienkonzeption
Zeitraum & Umfang
3. Semester (März 2022 – August 2022), 300 Zeitstunden
Team
1 Person
Auftrag
Das Projekt soll dazu dienen, allein oder im kleinen Team ein praxisnahes Forschungsprojekt umzusetzen. Dabei gilt es eine relevante Forschungsfrage zu identifizieren, die korrespondierende Theorie und Literatur zu rezipieren, eine angemessene Methode zu entwerfen und umzusetzen und die zentralen Ergebnisse darzustellen.
Ergebnis
Konzeption und prototypische Umsetzung einer therapiebegleitenden, mobilen Anwendung zur Behandlung von Sozialer Angststörung. Damit sowohl gängige Prozesse vereinfacht als auch die lange Wartezeit auf einen Therapieplatz durch vorbereitende Einheiten sinnvoll überbrückt werden können.
Thema & Problembereich
- 7-12 von 100 Personen erkranken innerhalb ihres Lebens an Sozialer Angststörung
- Knappheit von Therapieplätzen erschwert den Zugang zu Hilfsangeboten massiv
- Das spezifische Krankheitsbild agiert darüber hinaus als große Einstiegshürde für Therapien
- Selbsthilfemaßnahmen zur Überbrückung oder Ergänzung der Therapie könnten Abhilfe schaffen
Prozess

Grobkonzept
Ziele
- Unterstützung und Vereinfachung des Therapieablaufs, um langfristig Zeit und Ressourcen der Patienten und Therapeuten zu schonen
- Erhöhung der Selbstwirksamkeit durch eigenständige Vertiefung der Inhalte und Techniken
- Heranführen an Therapie und Motivation zur Weiterführung dieser
Inhalte & Funktionen
- Ein digitales Therapieprogramm mit Fokus auf kognitiver Verhaltenstherapie, das selbstständig im Rahmen von Hausaufgabeneinheiten bearbeitet werden kann
- Unterstützt werden soll das Therapieprogramm durch begleitende Funktionen, wie tägliche Checkups, die das Befinden und sozialphobisches Verhalten tracken
- Fortschrittsstatistiken sollen die Entwicklung visualisieren, die Motivation stärken und ggf. intervenieren, wenn Verschlechterungen bestehen bleiben
- Hinweise auf akute Hilfsoptionen sowie etwaige Kontaktmöglichkeiten der entsprechenden Stellen
Zielgruppe
Insgesamt kann die Zielgruppe zusammengefasst werden in: 18-54-jährige Personen aller Geschlechter, die unter sozialen Ängsten leiden und ein digitales Hilfsangebot wahrnehmen möchten. Da allerdings die Erfassung der Nutzergruppe in diesem besonderen Bereich über demografische Daten hinausgeht, wurde die Gedanken und Gefühlswelt in Form einer Empathy Map dargestellt:

Prototyp
1. Onboarding
- Kurzes, kleinschrittiges Onboarding, um Nutzende nicht zu überschwemmen
- Positive, motivierende Ansprache zum Vertrauensaufbau
- Video- und Bildinhalte statt langen Texten zur Visualisierung und besserem Verständnis
2. Einführungsmodule
- Einführungsmodule, fassen die Theorien und Inhalte, die zur Bearbeitung des jeweiligen Therapieprogrammabschnittes notwendig sind übersichtlich und abwechslungsreich zusammen
- Hierzu werden je nach Inhalt eine abwechslungsreiche Mischung aus Texten, Bildern und Videos verwendet
3. Interaktive Module
- Patienten sollen mithilfe der App unterschiedliche Problembereiche ergründen können, so beinhaltet das Programm verschiedene interaktive Moduleinheiten
- Der Prototyp stellt beispielhaft ein interaktives Modul dar, das den Bereich Situationen umfasst
- Die Module beinhalten Informationseinheiten und verschiedene Aufgaben, die zum Verständnis und Reflexion der persönlichen Problembereiche dienen
4. Expositionsübungen
- Ein essenzieller Bestandteil der kognitiven Verhaltenstherapie ist die Konfrontation mit angstauslösenden Situationen
- Diese Programmeinheit bietet entsprechend die Möglichkeit diese Konfrontationen zu planen und über sie zu reflektieren, sodass Ergebnisse wie auch Fortschritte einfach und bequem festgehalten werden können
- Der Bereich kann grob in drei Phasen aufgeteilt werden: Überblick mit Übungsplanung, Übungsvorbereitung und Übungsreflexion
5. Tägliche Checkups
- Einmal täglich werden Nutzende zu einer persönlich festgelegten Zeit dazu aufgefordert ihr Befinden und Verhalten zu tracken, das mit ihrem Krankheitsbild zusammenhängt
- Das Checkup beinhaltet insgesamt sechs simple Schritte, die innerhalb von wenigen Minuten bearbeitet werden können
- Die Fragen orientieren sich an anerkannten Therapiemanualen aus der Psychotherapie
Zusammenfassung der Ergebnisse
- Die Entwicklung einer Anwendung für den Gesundheitsbereich ist ein komplexes Unterfangen und bedarf der Ausarbeitung verschiedenster Aspekte
- Die Funktionen und Inhalte der Anwendung hängen stark vom Krankheitsbild ab und müssen somit individuell den Zielen und Gegebenheiten der jeweiligen Therapieform angepasst werden
- Für Anwendungen, die die psychische Gesundheit betreffen ist es äußerst wichtige, dass eine möglichst angenehme und reibungslose Nutzungserfahrung geschaffen wird
- Die Entwicklung einer Empathy Map hat sich gegenüber von Personas als hilfreicher ergeben, da die typische Gedanken- und Gefühlswelt der Betroffenen im Fokus stand und hiermit besser abgebildet werden konnte.
Im Rahmen des Forschungsprojektes konnte letztlich eine Anwendung konzipiert werden, die beispielhaft für Apps dieser Art im psychotherapeutischen Bereich gesehen werden kann und Einblicke liefert, wie andere Angststörungen oder abweichende psychische Erkrankungen mithilfe von digitalen Gesundheitsanwendungen behandelt werden könnten.